Recherchiert man 'Scholmwehrbrücke' im Internet, bekommt man neben den GPS-Koordinaten
Latitude/Breite 51°37'43.6"N (51.628791°)
Longitude/Länge 10°28'15.3"E (10.4709223°)
u.a. folgende Informationen:
Straßenname: Scholmwehrbrücke
Straßenart: Fußweg
Ort: Bad Lauterberg im Harz
Postleitzahl / PLZ: 37431
Bundesland: Niedersachsen
Doch nur Fußweg zu sein, um eine Verbindung zwischen Kirchberg und Kurzentrum von Bad Lauterberg herzustellen, ist nicht die vorrangige Aufgabe dieses Bauwerks. Das anfangs 'Oderwehr' genannte Scholm- oder Scholbenwehr ist in erster Linie ein Wasserbauwerk und dient dazu, das Wasser der Oder aufzustauen, zur Königshütte zu leiten und dort nutzbar zu machen.
Die Scholmwehrbrücke liegt heute im Bereich des Kurparks. Dort ist das Wehr 1733 errichtet worden. Das Oderwasser wird vom Wehr durch einen etwa 1,4 km langen Hüttengraben mit einem Gefälle von zwei Metern zur Königshütte geleitet und hat im Jahr 1803 auf der Königshütte 23 Wasserräder auf drei Gefällen angetrieben. Am ersten Gefälle – im Bereich der Gießhalle, dort wo einst die Hochofenhalle stand - wurden sieben Wasserräder angetrieben, am zweiten Gefälle – im Bereich der heutigen Mühle – waren es zehn, und am dritten Gefälle – es lag im Bereich der ehemaligen Drahthütte, heute Bauhof von Bad Lauterberg – wurden sechs Wasserräder angetrieben. Die Wasserräder (alle oberschlächtig) dienten wiederum zum Antrieb für Blasebälge, die Poch- und Hammerwerke, die Walzwerke und auf der Drahthütte für die Blasebälge in der Frisch- und Zainhütte.
Übrigens: Eines der Wasserräder trieb ein Endlosseil für die Maschinenfabrik an. Das Wasserrad stand in einem Wasserkanal, der zwischen den beiden Gebäudeteilen des Walzwerks verlief. Man sieht heute noch, wo das Seil in die Maschinenfabrik führte. Heute verläuft das Wasser dieses ehemaligen Grabens unterirdisch.
Wenn die Oder selbst nicht genügend Wasser führte, konnte ab 1738 auch Wasser aus dem Wiesenbeker Teich genutzt werden. Von 1738 - dem Jahr, in dem die Kupfergrube Aufrichtigkeit eingestellt wurde - bis zum Jahr 1980 besaß die Königshütte ein Nutzungsrecht am Wasser des Wiesenbeker Teiches. Die Drahthütte, die am dritten Gefälle lag, wurde 1920 an die Stadt verkauft. Zwei Turbinen – je eine auf jedem Gefälle - produzieren heute Strom für den Eigenbedarf und die Erhaltung der Königshütte. Eingebaut 1938 bzw. 1949 verrichten sie noch heute ihren Dienst und laufen bis auf ein paar zwischenzeitliche ‚Ruckler‘ einwandfrei. Die ältere Turbinenanlage mit Fliehkraftregler stammt sogar noch aus dem Jahr 1916.
Zweimal ist die Scholmwehrbrücke, die anfangs Oderwehrbrücke genannt wurde, von Hochwassern zerstört worden. Nach der Zerstörung durch ein Hochwasser im Jahr 1833 ist sie in Holzbauweise nach den alten Plänen neu errichtet worden, nach dem zweiten Hochwasser am 2. September 1904 hatten sich die nunmehr privaten Besitzer der Königshütte entschieden, die Wehrbrücke in Beton- und Stahlbauweise neu aufzubauen. 1905 konnte sie fertiggestellt werden. Wesentlich war die Verbreiterung des Wasserdurchflusses auf 12 m. Diesen Anblick bietet die Scholmwehrbrücke heute noch, natürlich nach etlichen Restaurierungen.
Die letzte große Restaurierung ist nun fast abgeschlossen und bald strahlt die Wehrbrücke wieder in neuem Glanz.
1923 war für die Wehrbrücke zwischen der Stadt Bad Lauterberg und der Königshütte mit Rudolf Holle als Eigentümer, damals ‚Fabrikant in Königshütte bei Bad Lauterberg‘, ein Rezess ausgehandelt worden. (Zur Information: Rezess bezeichnet ein (schriftlich fixiertes) Ergebnis einer Verhandlung). Darin wurde die Brücke für ‚Fußgänger und als Fahrbrücke für Handwagen zur Verbindung der Straßen … für jedermann freigegeben'. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadtgemeinde Bad Lauterberg zur ‚Unterhaltung des Holzbelags auf der Brückenbahn'. Dieses Nutzungsrecht für die Stadt Bad Lauterberg ist unbefristet.
Eigentümerin der Scholmwehrbrücke ist heute die 'Königshütte Industriedenkmal UG', die Wehrbrücke steht aber auf städtischem Grund, dem Flussbett der Oder.