Zu jeder großen Eisengießerei gehörte früher auch eine Werkstatt mit Maschinen. Auf der Königshütte wurde dieses Gebäude wohl 1815 errichtet und später durch Anbauten vergrößert. In den Akten ist vom Bohr- und Drehwerk die Rede. Es bestand so wie auch das Eisenmagazin ursprünglich aus zwei Gebäudeflügeln, die zur Hofseite mit einem Quergebäude verbunden waren. Die beiden ehemaligen Eingänge sind links und rechts vom Vorbau deutlich zu erkennen. Auffallend sind die großen Fensterdurchbrüche, die für die Arbeiter des 19. Jahrhunderts das notwendige Tageslicht in die Werkstatt brachten, zu einer Zeit, als es noch kein elektrisches Licht gab. Im oberen Geschoss lagen früher die Bronzierwerkstatt, ein Verpackungsraum und Modellräume.
Imposant ist der Blick in diese Maschinenfabrik: Man fühlt sich in das 19. Jahrhundert versetzt: In der Zeit nach der Privatisierung der Hütte wurde 1875 die Maschinenfabrik erheblich erweitert. So wurden die beiden Gebäudeflügel durch eine Überdachung und ein Quergebäude im rückseitigen Bereich zu einem großen Werkstattgebäude zusammengefügt. In den Jahren 1920-21 kam der Vorbau im Fachwerk dazu. Auch im Innern kam es zu einigen Umbauten. Die Schmiede erhielt ein besonderes Gebäude. Durch Sheddächer fällt von oben Licht in die Werkstatt und lässt dann die Möglichkeit zu, bei Tageslicht an der riesigen Plandrehmaschine zu arbeiten. Diese ist in der Tat ein Blickfang für jeden Besucher. Sie wurde in Chemnitz 1875 hergestellt und ist somit die älteste Maschine in dieser Fabrik, an der noch gearbeitet werden kann. Mit einer Spannmöglichkeit von 3m Durchmesser dürfte sie im Landkreis Göttingen ziemlich einmalig sein. Um die schweren Teile an die Maschine bringen zu können, wurde eine Kranbahn errichtet, die im Vorbau beginnt. Bemerkenswert ist der aus Hirnholzpflaster gefertigte Boden vor dieser Maschine. Einige Maschinen werden auch heute noch mit einem Riemengetriebe angetrieben, so wie es im 19. Jahrhundert überall geschah.
Der ursprüngliche Antrieb für alle Werkzeugmaschinen kam von einem Wasserrad mit 5,24m Durchmesser, das hinter dem Gebäude lag. Das dazu nötige Wasser floss vom 1. Gefälle unterirdisch bis zum Antriebsrad. Für weitere Maschinen war dieser Antrieb jedoch zu schwach. Nach der Privatisierung trieb ein Drahtseil vom gegenüber liegenden, ehemaligen Walzwerk-Gebäude die Maschinen an. Dieses Antriebsseil überquerte in einer bestimmten Höhe den ganzen Hüttenhof bis zu einer großen Öffnung an der linken Stirnseite im oberen Geschoss der Maschinenfabrik, wo sie noch heute zu erkennen ist. Vor 1887 wurde vor dem Gebäude eine kleine Lokomobile der Firma Lanz/Mannheim aufgestellt, die weitere Antriebskraft für die Maschinenfabrik zur Verfügung stellen konnte.
Seit etwa 1880 machte die Königshütte mit der Maschinenfabrik Reklame für Dampfmaschinen "nach neuester Construction mit geringstem Brennmaterialverbrauch, Dampfpumpen, Turbinen und Wasserräder, komplette Mühlen-Einrichtungen, Quetsch-, Schrot- und Ausmahl-Walzenstühle mit patentierter Aufschüttvorrichtung, Griesputzmaschinen". Im Zeitraum von 1882 bis 1925 wurden von der Mühlenbauanstalt Königshütte 287 Mühlenanlagen angefertigt und ausgeliefert! Um 1900 machte die gute Auftragslage eine Arbeitszeit von täglich 12 Stunden notwendig. Bis etwa 1990 umfasste das Lieferprogramm der Firma Königshütte Maschinenausstattungen für die Gipsindustrie. Der Gipskocher ("Harzer Kocher") war ein wichtiges Standbein für die Firma Königshütte, die auch komplette Gipswerkanlagen zur Herstellung der verschiedenen Gipssorten für Zwecke des Bauwesens, der keramischen Industrie, des Dentalbereichs usw. in alle Welt geliefert hatte.
Die frühesten Gipsfabrikanlagen wurden in Ellrich, in Siebenbürgen, der Schweiz, vor dem ersten Weltkrieg auch in Russland von der Königshütte errichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen Aufträge von Indonesien und Südamerika, um nur einige Länder zu nennen.