Die Gießerei

Von dem ursprünglichen Gebäude existierte noch bis kurz nach 1950 ein aus Dolomitquadern in Form einer gotischen Kirchen-Apsis errichtetes Gebäude. Wäre die Denkmalpflege damals bereits als Behörde installiert gewesen, wäre dieser Rest einer großen, im gotischen Stil errichteten Hochofen- und Gießerei-Anlage vermutlich erhalten geblieben. So wurde aber schon kurz nach 1900 der zentrale Teil dieser "Basilika" von 1832 abgerissen, um einer größeren Formhalle Platz zu machen. Im Inneren sind zum Glück noch wichtige Architekturelemente, auch eines von 26 Fenstern mit gusseisernem Maßwerk im neogotischen Stil erhalten geblieben, so dass man sich eine Vorstellung von dieser sehr interessanten Gießereihalle machen kann.

Diese großen Fenster brachten viel Licht für die Formerei ins Innere. Die ursprüngliche Decke wurde ehemals von 28 gusseisernen Säulen getragen, von denen auch noch einige vorhanden sind. Die gesamte Anlage war wegen der Feuergefahr mit gusseisernen Dachplatten belegt.

Hinter der Formhalle, mit dieser durch ein Quergebäude verbunden, stand die Hochofenhütte vor dem Hüttengraben. Darin stand der 1830 neu errichtete Hochofen mit einer Schachthöhe von 10 Metern. Eine größere Höhe des Schachtes war damals aus technischen Gründen nicht möglich, weil sonst der Druck des Erzes auf die empfindliche Holzkohle zu groß geworden wäre. Die neuen Besitzer benötigten diesen Ofen nicht mehr, so dass er nach der Privatisierung (1871) abgerissen wurde.

An seine Stelle wurden 1877 zwei Gießerei-Schachtöfen, sogenannte Kupol-Öfen, eingebaut. Damit war es nach 1871 nicht mehr möglich, Roheisen zu produzieren. Mit den neuen Öfen  wurde Gusseisen zum Gießen von Gussteilen in den verschiedensten Formen möglich. Außer dem normalen Grauguss wurde seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts auch Kugelgraphitguss hergestellt.

Um 1880 umfasste das Lieferprogramm in der Eisen- und Metallgießerei neben Öfen, Tür- und Fensterbeschlägen, Kunstgusswaren, Bau- und Maschinenguss auch Hartguss.

Übrigens - im Jahr 2001 wurde ein Film vom letzten Guss auf der Königshütte gedreht, ihn gibt im Südharzer Eisenhüttenmuseum zu kaufen.

Hinter dem weitläufigen Gießerei-Komplex erreicht man über eine Treppe das

Gefälle mit Kohlenschuppen

Das ankommende Wasser stammt aus der Oder vom Wehr am Kurpark und vom Wiesenbeker Teich. Früher lief das Wasser in hölzernen Wassergerennen vom Hauptgraben zum Gebäude und stürzte je nach Bedarf auf oberschlächtige Wasserräder, d.h. diese Räder wurden von oben mit stürzendem Wasser in Bewegung gesetzt, die dann über Nockenwellen im Innern des Gebäudes Gebläse, das Steinbrecherwerk (Pochwerk), die Gebläse für Hochofen und Frischfeuer antrieben. Im Museum kann man anhand eines Funktionsmodells Näheres erfahren. Heute läuft das Wasser durch einen Rechen auf eine Turbine, wo wie auch auf dem 2. Gefälle Strom erzeugt wird. Solange der Betrieb der Hütte noch lief, wurden die Rohstoffe (Gussschrott, Roheisen, Kalk, Zuschläge, Koks) durch das Tor hineingefahren, dann die Schräge hinauf in das Querhaus mit dem Schiebetor.

Dahinter lag die Gicht für die beiden Kupolöfen. Oben auf der Höhe (heute als "Eisenberg" bezeichnet) hinter dem Graben steht ein langgestrecktes Gebäude, wo ein Teil dieser Rohstoffe gelagert wurde. Das ehemals dort stehende Lagergebäude im gotischen Stil wurde durch Entzünden der Holzkohle im Herbst 1863 zerstört.